Indra Rios-Moore

USA / Dänemark
“Riehen [Stimmen Festival] erlebte einen großen, seelenvollen Moment nicht nur bei Stimmen 2018, sondern in der ganzen 25-jährigen Geschichte des Festivals.”
- Badische Zeitung

Artist information

Indra Rios-Moore

Die New Yorker Jazzkünstlerin mit afro-amerikanischen/puertorikanischen Wurzeln hat international bereits ein lautes Echo erzeugt. Sie gewann 2016 in München den BMW Welt-Jazz-Award und wird bereits als "weiblicher Gregory Porter" gehandelt. Auf dem JazzOpen Stuttgart verzauberte sie das Publikum mit ihrer charismatischen Stimme und eigenen Songs oder sehr persönlichen Interpretationen berühmter Songs wie Pink Floyds "Money" oder David Bowies "Heroes". Die Single "Little Black Train" erreichte in den iTunes Jazz Charts in Frankreich, Deutschland und Dänemark Nr.1, ihr Debütalbum "Heartland" wurde von der London Sunday Times und The London Telegraph zum besten Jazz-Album des Jahres gekürt. Sie wurde für ihr erstes Album 2010 mit dem Danish Music Award ausgezeichnet.

Nun können sich Fans auf ihr neues Album "Freedom Road" freuen. Auf ihm finden sich neben Eigenkompositionen auch Klassiker wie Tom Petty's "I Won't Back Down" - virtuos verleiht sie diesen Songs ihren ganz eigenen Touch und lässt sie in neuem Licht erstrahlen. Die Vocal Jazz - Koryphäe bezeichnet ihr Album schlicht als "... testament to personal power, positivity and love." Im deutschsprachigen Raum wird Q-rious die Promo übernehemen. 

So sorgsam Indra Rios-Moore auch an die Instandsetzung der Seele appelliert, ist ihr neues Album „Carry My Heart“ doch ein Protestalbum. Die Sängerin aus New York, deren Lebensmittelpunkt inzwischen in Barcelona liegt, fand allerdings in ihren Jugendjahren nicht zum Jazz, um musikalische oder soziale Gesetzmäßigkeiten aus den Angeln zu heben. Ihre Jazz-Auffassung ist seit jeher von emotivem Gospel, erdigem Blues- Verständnis und den Popmusik-Befindlichkeiten großer Helden wie Steely Dan geprägt. Jazz definierte in seiner dialogisierenden Spielweise ihre Adoleszenz. Dass er sich, wie jede andere Kunstform auch, zum Polarisieren eignete, war der Tochter des Jazzbassisten Don Moore zunächst nicht bewusst. Sämtliche Musikspielarten, denen sie lauschte, ergaben ein einziges Kontinuum. Ästhetische und politische Merkmale, die seit Jahrzehnten als Grundlagen für Debatten über Musik genutzt werden, interessieren sie indes nach wie vor nicht. Deshalb ist „Carry My Heart“ dem raumfüllenden, sorgsam aufgezeichneten Klang akustischer Instrumente und der Schönheit Indra Rios-Moores Gesangs zugewandt. Zumindest in der vordergründigen Wahrnehmung. Aber das Album appelliert zusätzlich noch an eine andere Ebene des Bewusstseins. Eine, die ursprünglich gar nicht vorgesehen war, wie Rios-Moore erinnert. „Mein Vorhaben war im Sommer 2016, ein optimistisches Album aufzunehmen. Im Plattengeschäft wird unentwegt gejammert, weil keiner mehr Geld mit Musik verdient. Mir schwebte vor, diesem kollektiven Lamento etwas Fröhliches entgegenzusetzen. Während dieser Zeit schrieb ich den Titelsong ‚Carry My Heart‘ vor dem Hintergrund der vielen Menschen die vor Kriegen und Armut nach Europa flüchteten und der avisierte Optimismus wurde zum schweren Mut. Und dann wurde Trump zum US- Präsidenten gewählt, woraufhin sich mein Vorhaben endgültig veränderte. Zunächst Richtung Ohnmacht."

Die Ohnmacht verflüchtigte sich einen Tag nach der US- Präsidentschaftswahl, nachdem Rios-Moore enttäuscht und furchtsam durch die Straßen einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Connecticut spazierte. Ein alter, farbiger Mann stand unvermittelt vor ihr, blickte in ihr Gesicht, umarmte und tröstete sie mit dem Worten: „Gräme dich nicht allzu sehr. Alles wird sich zum Guten wenden, denn wir haben Schlimmeres überstanden als den Präsidenten Trump." Diese lebensbejahende Begegnung revitalisierte die kurzzeitig paralysierten Kreativgeister Rios-Moores. „Für mich als farbige Frau mit Latino-DNA im Blut, war der Wahlausgang ein Schlag ins Gesicht. Jahrzehntelange Kämpfe für Gleichberechtigung von Frauen, Afroamerikanern, Schwulen und allen Unangepassten, die nicht auf Linie zum amerikanischen Durchschnitt lebten, schienen und scheinen angesichts Trumps polarisierenden Weltsicht umsonst gekämpft worden zu sein“, sagt Rios-Moore. „Be Mine!“, ein Song der schwedischen Pop-Sängerin und -Produzentin Robyn lockte Indra schließlich auf die Fährte, ihr neues Album als Gegenentwurf zur politischen Realität Amerikas zu dimensionieren. „Ich stand in der Dusche, sang diesen Song von Robyn und stellte mir vor, mit der US-Nationalallegorie Uncle Sam zu tanzen. Instantan verglich ich Amerika mit einem großen, aber schrecklichen Boyfriend. ‚Any Major Dude‘ von Steely Dan kam mir als nächster Song in den Sinn. Er erzählt von Unsicherheit, die zum Wahnsinn führt. Eine perfekte Beschreibung des momentanen Zustands der amerikanischen Seele, wie ich fand.“

Wie wenig Songs von ihren ursprünglichen Aufnahme-Umfeldern abhängig sind, um ihre Schönheiten neu zu entfalten, unterstreicht die durchdachte Koordination der 11 unterschiedlichen Stücke auf „Carry My Heart“. Neben zwei Kompositionen aus der Feder Rios-Moores, erleben unter anderem „Keep On Pushing“ von den Curtis Mayfield und den Impressions, „Don't Say Good Night“ von den Isley Brothers und Bobby Caldwells „What You Won't Do For Love“ zwischen Songs von Steely Dan, Robyn, George Gershwin und Duke Ellington einladende, zusammenhängende Neudeutungen. Deren geschmackvolle Arrangements klingen zwar überaus feinjustiert und bedächtig gewählt. Sie sind aber vor allem das Resultat des Bandsounds, den Indra Rios-Moore mit ihrem Ehemann und Saxofonisten Benjamin Traerup, Bassist Thomas Sejthen, Schlagzeuger Knuth Finsrud und Gitarrist Samuel Hallkvist fand. Aufs Wesentliche reduziert, räumen die Arrangements der beseelten Stimme Rios-Moore sattsam Platz zum buchstäblichen Atmen ein. In ihrer Essenz besitzen sämtliche der „Carry My Heart“-Ingredienzien beispielhafte Qualität. Darin liegt auch der Protest begründet, der zwischen den Zeilen und Noten aufblitzt. „Wir erleben eine Zeit entsetzlicher politischer und persönlicher Beliebigkeiten", unterstreicht Rios-Moore. „Der Präsident meines Landes regiert Amerika nicht nur mit spaltender Hand, sondern auch mit unfassbarem Kitsch. Man schaue sich nur die Leute in seinem Umfeld an. Oder die Gebäude, die ihm in New York gehören. Die zeugen von vollkommen überzogenem Schein. Etwas qualitativ Hochwertiges dagegenzusetzen, war mir ein imminentes Bedürfnis. Ich hoffe, dass ‚Carry My Heart‘ mit Qualität und Sentiment berührt und zum Luftholen in einer Realität anregt, in der die Schattenwelt des Geldes unsere Menschlichkeit redundant zeichnet.“

Watch Indra Rios Moore @ Jazz à Saint-Germain des Prés on Youtube

Listen to Indra Rios-Moore - Gimme Some of That Joy on Spotify